
1. EINLEITUNG 16
1.1.2 Struktur und Reaktionsmechanismus von Lipasen
Lipasen gehören zur Familie der Serin-Hydrolasen. Die Gemeinsamkeit aller Lipasen ist die
katalytische Triade aus Serin, Histidin und Aspartat (bei den Lipasen aus Geotrichum
candidum und Candida rugosa Glutamat). Der Reaktionsmechanismus entspricht dem der
Serin-Proteasen (Cambillau und van Tilbeurgh 1993, Cygler, et al. 1992, Derewenda, et al.
1992, Derewenda, et al. 1994, Dodson, et al. 1992, Ransac, et al. 1996).
Vor der Esterspaltung kommt es zur Ausbildung von Wasserstoffbrücken zwischen dem
Carbonyl-Sauerstoff des Esters und dem Oxyanion hole (Sauerstoffbindungsstelle) des
Proteins (Abbildung 1.2). Es bildet sich der Michaelis-Komplex. Im ersten Reaktionsschritt
kommt es zum nukleophilen Angriff des Serins am Carbonyl-Kohlenstoff des Substrats. Die
Nukleophilie des Serins wird durch die Abstraktion des Wasserstoffs der Hydroxylgruppe
durch das ε-N-Atom des Histidins erhöht. Die bei diesem Vorgang entstehende positive
Partial-Ladung am Histidin wird teilweise durch das Aspartat der katalytischen Triade
neutralisiert. Beim nukleophilen Angriff des Serins auf den Carbonyl-Kohlenstoff ändert die-
ser die Hybridisierung von sp
2
nach sp
3
und es kommt zur Ausbildung einer kovalenten Bin-
dung. Gleichzeitig wird die negative Ladung des Serins auf den Sauerstoff des Acetals über-
tragen und durch H-Brücken im oxyanion-hole fixiert. Es entsteht das erste Intermediat (T
d
1).
Im nächsten Schritt überträgt das Histidin das vorübergehend abstrahierte Proton auf die
Alkoholkomponente des Acetals. Es entsteht eine gute Austrittsgruppe. Die Abspaltung dieser
Gruppe wird durch die Ausbildung einer Doppelbindung zwischen Sauerstoff und Kohlen-
stoff des Acetals unterstützt, wobei der Kohlenstoff wieder von sp
3
zu sp
2
hybridisiert wird.
Das Acylenzym, ein Carbonsäure-Serin-Ester entsteht, und der freie Alkohol verläßt die Bin-
dungstasche. Diesen Platz nimmt ein Wassermolekül ein. In Umkehr der vorangegangenen
Schritte bildet sich ein zweites Halbacetal aus (T
d
2). Hier wird das Proton vom Histidin auf
das Serin übertragen. Dadurch wird die Bindung des Serin Sauerstoffs zum Kohlenstoff ge-
spalten und dieser hybridisiert von sp
3
zu sp
2
. Damit ist der Katalyseprozeß beendet und die
Fettsäure verläßt die Bindungstasche.
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